IN A CHILD HAS BEEN BEATEN begleiten zwei Körper einander in Hingabe auf einem monströsen Weg. In einem geteilten Raum des Werdens taucht so ein Körper auf, der seine Funktion verloren hat. Die Performance identifiziert Masochismus als autonomes Phänomen und handlungsfähige Agentin. Von individuellen und gemeinsamen Verlangen bewegt, decken Kemppainen und Mühle den Einfluss von normativen Strukturen innerhalb ihrer persönlichen Historien auf und entfalten eine alternative Poesie über Einsamkeit und Gemeinschaft. A CHILD HAS BEEN BEATEN lädt das Publikum dazu ein, sich an ihrer eigenen Verantwortung als BetrachterInnen abzuarbeiten. Zarte Berührungen ebenso wie dunkle lustvolle Freuden sind mannigfaltige Spielarten eines tastenden Abends, der Performer_innen und Publikum auf der Ebene des Affektiven zusammenführt.
A CHILD HAS BEEN BEATEN basiert auf Kemppainen & Mühles fortlaufender Recherche Visions of Masochism, die das Phänomen Masochismus als subversive Kraft und als Ausgangspunkt zum Handeln untersucht. Der Titel der Performance bezieht sich auf Sigmund Freuds Essay A Child is Being Beaten (1919), ein Text der wissenschaftshistorisch als ein Beitrag zu der Studie über den Ursprung sexueller Perversionen platziert ist. Im Moment der Aneignung freudscher Sprache, fordern die Choreograph_innen ihren Platz im normativen, nach wie vor von männlicher Vormachtstellung dominierten Masochismus Diskurs zurück. So wird Masochismus zu einem fluiden Begriff, der über die Binarität von Unterwerfung und Dominanz hinausweist. Im Spiel mit dem Verlangen reißen die Choreograph_innen den heteronormativen Vertrag in seine Einzelteile und suchen nach einem molekularen Level von Sensibilitäten, die existieren könnten.
// Credits //
KONZEPT, CHOREOGRAFIE, PERFORMANCE: Suvi Kemppainen, Josefine Mühle
GASTPERFORMANCE: Camille Käse
LICHT, VIDEO, RAUM: Suvi Kemppainen, Josefine Mühle, David Eckelmann
SOUND: Suvi Kemppainen, Josefine Mühle, Fjóla Gautadóttir
DRAMATURGISCHE BERATUNG: Isabel Gatzke
DANK AN: William Wheeler, Sandra Umathum, Sandra Blatterer, Meimei
Eine Produktion von Suvi Kemppainen + Josefine Mühle in Koproduktion mit SOPHIENSÆLE.
TANZTAGE BERLIN 2020
KÜNSTLERISCHE LEITUNG: Anna Mülter
PRODUKTIONSLEITUNG: Johanna Withelm
PRODUKTIONSASSISTENZ: Ece Tufan, Mascha Wendel
DRAMATURGISCHE BEGLEITUNG: Alexandra Hennig, Isabel Gatzke
Die 29. Tanztage Berlin sind eine Produktion der SOPHIENSÆLE.
Gefördert von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa.
Mit freundlicher Unterstützung von Goethe-Institut / Max Mueller Bhavan Bangalore, mapping dance und Tanzfabrik Berlin e.V.
// AutorInnen //
SUVI KEMPPAINEN ist eine finnische Choreografin und Performerin und lebt und arbeitet in Berlin. Ihre künstlerische Arbeit verankert sich im physischen Körper und expandiert in nicht körperliche Texturen, beeinflusst von intersektionalem Feminismus und Queer Theory. Suvis aktuelle künstlerische Arbeit zentriert sich um die Themen Hoffnung, Herzschmerz und institutionelle Zustimmung. Sie studierte am North Karelia College Outokumpu in Finnland sowie am HZT Berlin. Unter anderem arbeitete sie mit KünstlerInnen wie Elina Pirinen, Miriam Kongstad und Przemek Kaminski zusammen.
JOSEFINE MÜHLE ist visuelle und körperbasierte Künstlerin und lebt und arbeitet in Berlin. Im Rahmen ihrer künstlerischen Recherche What’s in the Dark entwickelt sie Meditationspraktiken, um unbewussten Bewegungen und inneren Bildern zu begegnen und physische und psychische Sensationen zu vertiefen. Sie sucht nach einer ästhetischen Manifestation psychischer Muster in spezien-übergreifenden Körpern, Landschaften und Medien und experimentiert diese Muster in interdisziplinären Formaten, die Performance, Video und Installation verbinden. Sie studierte Theaterwissenschaftsstudium an der Universität Leipzig sowie Tanz-Kontext-Choreographie am HZT Berlin. Eine Zusammenarbeit verbindet sie unter anderem mit Künstlerinnen wie Xenia Taniko, Suvi Kemppainen, Antoine Carle, Shannon Cooney und Boris Nikitin.
[efr] [Abendzettel] https://sophiensaele.com/de