Lars von Trier ist ein dänischer Filmregisseur. Er gilt als einer der markantesten europäischen Filmemacher der Gegenwart und ist der bedeutendste für sein Land – neben Benjamin Christensen, Susanne Bier, Carl Theodor Dreyer und Thomas Vinterberg. LEBEN UND WIRKEN: Kindheit und Jugend> Lars Holbæk Trier ist der Sohn eines Beamtenpaares. Seine Mutter, die für das dänische Sozialamt tätig war und sich später für Menschen mit Lernschwäche einsetzte, duldete keine Form von religiösem Glauben oder tiefen Emotionen. Sein Vater, jüdischer Herkunft, war zu Zeiten der deutschen Besatzung nach Schweden geflohen. In seiner Kindheit litt Lars Trier unter verschiedenen Phobien, die sich besonders anhand eines Kontrollzwangs zeigten. Sein Drang, alles zu ordnen und zu kontrollieren, brachte eine frühe Faszination für das Filmemachen mit sich und er begann mit einer Super-8-Kamera, die ihm seine Mutter schenkte, und ersten Drehversuchen mit dieser. Mit zwölf Jahren besuchte er ein Tagesheilungszentrum, welches er später als eine „Irrenanstalt“ bezeichnete. Im selben Alter spielte er in einer dänischen Kinderfernsehserie mit. Karriere> Nach Beendigung der Schule begann Lars Trier 1976 ein Studium der Filmwissenschaften an der Universität Kopenhagen. Von 1979 bis 1982 absolvierte er die Dänische Filmhochschule und legte sich das Attribut „von“ zu seinem bestehenden Namen hinzu. Seine Abschlussarbeit „Images of a Relief“ (1982), welche sich mit der Aufarbeitung des Nationalsozialismus beschäftigt, wurde auf dem Münchner Filmfestival als bester Film des Jahres ausgezeichnet. Er drehte unzählige Werbespots und konnte 1984 mit seinem ersten Langfilm „Element of Crime“, dem ersten Teil seiner Europatrilogie, die sich mit den archaischen Gesellschaftsformen und dem Verfall Europas auseinander setzt, in Cannes den Grand Prix de la Technique gewinnen und erreichte einen nationalen und internationalen Durchbruch. Diese Trilogie vervollständigte er 1987 mit „Epidemic“, der unter den Beiträgen der Filmfestspiele in Cannes gezeigt wurde und 1991 mit dem Film Europa der ebenfalls in Cannes für den Grand Prix de la Techniques und der besten Regie ausgezeichnet wurde. Im selben Jahr begann er mit Niels Vorsel das Filmprojekt „Dimensions“, eine polizeiliche Intrige, die sich jährlich auf drei Minuten Drehzeit mit Udo Kier an verschieden Drehorten in Europa beschränkt und erst 2024 fertig gestellt werden soll. Im Jahre 1992 gründet Lars von Trier zusammen mit dem Produzenten Peter Aalbæk Jensen die unkonventionelle Filmproduktionsfirma Zentropa, die heute die erfolgreichste und größte Produktionsstätte für Filme in Dänemark darstellt und mit dem Douglas-Sirk-Preis ausgezeichnet wurde. Sein erster weltweit veröffentlichter Film war 1990 das Musikvideo Bakerman für die dänische Zweierformation Laid Back, die damals gerade in den Charts waren. In dem Kurzfilm springen die beiden Musiker mit Fallschirmen und Instrumenten (Keyboard usw.) aus dem Flugzeug und spielen dann in der Luft. 2006 wurde dieses Video erneut von dem in Deutschland lebenden englischen DJ und Künstler Shaun Baker verwendet. International bekannt wurde von Trier durch seine TV-Miniserie Riget/Das Reich (deutsch: Geister bzw. Videotitel Hospital der Geister) von 1994, das im größten dänischen Krankenhaus (Rigshospitalet) spielt. Die Serie wurde 1997 mit RigetII/Das Reich II fortgesetzt und sollte noch weitergeführt werden. Einige der Schauspieler, unter ihnen auch der schwedische Hauptdarsteller Ernst-Hugo Järegård (siehe auch: Europa), sind inzwischen verstorben. Lars von Trier, hat mit seiner Europa-Trilogie (The Element of Crime, Epidemic, Europa) eine Filmreihe über die Nachkriegszeit in Europa/Deutschland geschaffen. Weiterhin versucht Lars von Trier, verschiedene „Sichtweisen“ von Hypnose zu betrachten; so vollführt in The Element of Crime ein Psychiater in Kairo eine Hypnose an dem seit 13 Jahren in Kairo lebenden Polizisten Fisher. Fisher versucht über diese Hypnose, seine Erlebnisse in Europa, das Aufdecken eines „Lotteriemörders“, zu erarbeiten. Während Fisher den Lotteriemörder verfolgt, nimmt er, wie in dem Buch The Element of Crime beschrieben, denselben Weg wie der Mörder und wird in einem verstrickten Muster von gleichen Erfahrungen und Geschehnissen zu selbigem. Von Trier war Mitbegründer des Manifests Dogma 95, mit dem ein neuer Realismus im Film erreicht werden sollte. Ziel war es, wieder die Geschichte selbst in den Vordergrund zu stellen und auf technische Effekte zu verzichten. Sein Film Idioterne/Die Idioten war der zweite Film nach Thomas Vinterbergs Festen/Das Fest, der nach diesen Dogma-Prinzipien gedreht wurde. Für das Musical-Melodram Dancer in the Dark mit der isländischen Ausnahmekünstlerin Björk in der Hauptrolle erhielt Lars von Trier 2000 die Goldene Palme in Cannes. Mit seinem Werk Dogville beginnt von Trier eine filmische „USA-Trilogie“, die in den USA bei einigen Kritikern bereits deshalb auf Vorbehalte stößt, weil der Regisseur selbst nie dort gewesen ist (dem entgegnete Lars von Trier in Anspielung auf Casablanca, dass die Amerikaner auch nicht in Marokko gewesen seien). Vor allem störten die Kritiker sich an der einseitigen Darstellung der Dorfgemeinschaft in Dogville. Sein Werk ist, ähnlich dem Carl Theodor Dreyers, stark vom Katholizismus geprägt, zu dem er Mitte der neunziger Jahre konvertierte. Seine Filme stellen häufig eine junge Frau in den Mittelpunkt, die unschuldig unter ihrer bornierten, intoleranten Umgebung leidet und durch ihr Leiden und ihren Tod jemand anderen (z. B. ihren Sohn/ihren Mann) erlöst. Von Trier gab 2004 bekannt, dass er sich trotz zweijähriger Vorbereitung nicht in der Lage sehe, den Ring des Nibelungen wie geplant für die Richard-Wagner-Festspiele 2006 in Bayreuth zu inszenieren, da die Inszenierung des vierteiligen Stückes (ca. 16 Stunden Spieldauer) seine Kräfte übersteigen würde. Wenig bekannt ist, dass von Trier auch an der dänischen Firma Puzzy Power (bzw. jetzt Innocent Pictures) beteiligt ist, die es sich zum Ziel gesetzt hat, frauenfreundliche Pornofilme von Regisseurinnen drehen zu lassen. Lars von Trier wurde 2004 mit dem Konrad-Wolf-Preis und 2008 mit dem Bremer Filmpreis ausgezeichnet.