Helmut Baumann begann seine Karriere als Solotänzer an der Hamburgerischen Staatsoper unter der legendären Intendanz von Rolf Liebermann und arbeitete hier mit namenhaften Choreographen wie Balanchine, Beriosoff, Van Dyck, Cranko und anderen zusammen. In dieser Zeit absolvierte er, parallel zu seiner Tätigkeit an der Staatsoper, ein Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Theater. Sehr bald war es sein erklärtes Ziel, in seiner Arbeit Gestus und Inhalt, Wort und Gebärde, Tanz und Schauspiel zu verbinden, eine Art universelle Bühnenfigur zu finden, über Sparten und Gesinnungen hinweg zu arbeiten. Seine ersten choreographischen Inszinierungen - Einakter des absurden Theaters von Tardieu und Ionesco am Schauspielhaus Köln - fielen auf und so wurde er sehr bald einer der Theatermacher, die ständig zwischen Musik- und Sprechtheater, zwischen Oper und Musical, zwischen E- und U- Kunst hin und her wandern. Seine wichtigsten Stationen waren : Thalia Theater Hamburg, Residenztheater München, Volksoper Wien, Theater an der Wien, Opernhaus Zürich, Schillertheater Berlin und Theater in Nürnberg, Wuppertal, Luzern, Basel, Köln, Augsburg und Bremen. 1984 übernahm er die künstlerische Leitung des Theaters des Westens in Berlin, dessen Intendant er bis 1999 war. Hier fand er ideale Produktionsbedingungen, ein handverlesenes Ensemble, eine große Bühne, ein Orchester, Bühnen- und Kostümbildner, Autoren, Komponisten und das Berliner Publikum. Es entstanden unter seiner Leitung eine Reihe wichtiger Aufführungen, die den Ruf des Theaters des Westens über Berlin hinaus trugen. Es folgten Einladungen zu Gastspielen unter anderem nach Zürich, Wien, Paris und Washington. Bis 1985 hatte er die Schauspielerei nur bei "Gelegenheit" und in kleineren Auftritten betrieben. Als er im Herbst '85, sozusagen als Notbesetzung, die Hauptrolle im Musical "La Cages aux Folles" übernahm, sprach man am nächsten Tag von dem Schauspieler Helmut Baumann. Seit dieser Zeit steht er häufig auf der Bühne und fügte seiner Erfolgsrolle Albin/Zaza einige starke, scharfgezeichnete Rolleninterpretationen hinzu, so z.B.: Henry Higgins in My faire Lady, Otto Kringelein in Grand Hotel, der jüdische Emigrant in der Ufa-Revue. Auch der "kleinen Form" widmete sich Baumann während seiner Tätigkeit am TDW. So entwickelte er eine Vielzahl literarischer Programme für das Ensemble des Theaters des Westens, in denen er selber aktiv als Schauspieler mitwirkte. So entstanden u.a. die "Hommage an Marlene Dietrich" (in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Theater), eine Reihe literarisch-musikalischer Revuen für den Sender Freies Berlin und nicht zuletzt sein mit Lida Winiewicz (Text) und Adam Benzwi (Komposit.) kreiertes Chansonprogramm "Wer fragt ist selber schuld!" im Auftrag des SFB. (Quelle: www.kulturinitiative.de) / jst