Ernst Wilhelm (Wim) Wenders (* 14. August 1945 in Düsseldorf) ist ein deutscher Regisseur, Fotograf und Professor für Film an der Hochschule für bildende Künste Hamburg.
LEBEN UND WERK:
Wim Wenders wurde als Sohn des Chirurgen Heinrich Wenders in einem katholischen und konservativen Elternhaus geboren. Den niederländischen Vornamen «Wim» erhielt er wegen der holländischen Herkunft seiner Mutter, der jedoch von den Behörden als ‚undeutsch‘ abgelehnt wurde. Im Alter von vier Jahren kam sein Bruder Klaus zur Welt und sein Vater wurde Chefarzt am St. Clemens Hospital Oberhausen-Sterkrade. Vorübergehend hatte er als Berufswunsch die Priesterschaft zum Ziel, was er jedoch unter dem Einfluss des Rock 'n' Roll wieder verwarf. In seinen späteren Filmen sollte die Musik stets eine tragende Rolle einnehmen. Nach seinem Abitur 1963 studierte er zunächst zwei Semester Medizin in München, dann ein Semester Philosophie in Freiburg und schließlich ein Semester Soziologie in Düsseldorf. Er brach daraufhin sein Studium ab, um sich ganz auf Aquarellmalerei zu konzentrieren, mit der er sich bis dahin nur nebenbei beschäftigt hatte. 1966 wechselte Wenders erneut Ort und Berufswunsch, er zog nach Paris und bewarb sich an der Filmhochschule IDHEC (Institut des Hautes Etudes Cinématographiques). Dort abgelehnt, arbeitete Wenders stattdessen als Radierer im Atelier des deutschen Künstlers Johnny Friedlaender in Montparnasse. Nebenbei ging er auch in die Cinémathèque Française, in der er sich bis zu fünf Filme am Tag ansehen konnte. Nach einem Jahr hatte er über tausend Werke der Filmgeschichte studiert. Wenders ließ der Kontemplation Taten folgen und machte in Düsseldorf ein dreimonatiges Praktikum bei United Artists.
Die gleichgültige Behandlung der Filme dort schockierte Wenders, seine Frustration verarbeitete er mit dem Essay "Verachten, was verkauft wird". 1967 gelang ihm die Aufnahme an die gerade gegründete Hochschule für Film und Fernsehen in München. Im Jahr darauf heiratete er die Schauspielerin Edda Köchl. Neben seinem Studium schrieb er Filmkritiken für die Zeitschriften FilmKritik, Twen, Der Spiegel und die Süddeutsche Zeitung. 1970 drehte er einen zweieinhalbstündigen Abschlussfilm Summer in the city auf 16 mm in Schwarz-Weiß mit Hilfe des Kameramannes Robby Müller. Völlig unüblich war neben dieser Länge auch die Nachsynchronisation der Stimmen in indirekter Rede, was wegen der Unaufmerksamkeit des Tonaufnehmers notwendig geworden war. 1971 gründete er mit anderen Autorenfilmern des Neuen Deutschen Films den Filmverlag der Autoren. Dennoch machte er sich 1976 mit einer eigenen Produktionsfirma unabhängig, der „Road Movies Filmproduktion Inc.“ in Berlin, mit der er auch Filme anderer Regisseure produzierte. Nach den Romanadaptionen Die Angst des Tormanns beim Elfmeter (Peter Handke) und Der scharlachrote Buchstabe (Nathaniel Hawthorne) gelang ihm mit Alice in den Städten 1973 der künstlerische Durchbruch. Im Lauf der Zeit erhielt den internationalen Kritikerpreis der FIPRESCI-Jury in Cannes. Mit Der amerikanische Freund – nach einer Vorlage von Patricia Highsmith – wurde er auch in den USA bekannt. Auf Einladung von Francis Ford Coppola kam Wenders 1977 in die USA, um für dessen Produktionsfirma Zoetrope einen Film über den Krimiautor Dashiell Hammett zu drehen. Aufgrund von Streitigkeiten über das Drehbuch und die Besetzung verzögerte sich die Fertigstellung des Films: Erst 1982 kam Hammett ins Kino. Während dieser Zeit drehte Wenders auch Nick's Film – Lightning Over Water (1980), einen semidokumentarischen Film über die letzten Monate des krebskranken Regisseurs Nicholas Ray. Der Film Der Stand der Dinge (1982) handelt von den Schwierigkeiten des Filmemachens, darin verarbeitete er viele jener selbst erlittenen Probleme, die bei den Dreharbeiten zu Hammett aufgetreten waren. Im selben Jahr erarbeitete Wenders für die Salzburger Festspiele in der Felsenreitschule seine bis dato einzige Theaterinszenierung: Über die Dörfer von Peter Handke (u.a. mit Rüdiger Vogler, Libgart Schwarz, Martin Schwab, Karin Baal; Bühnenbild Jean-Paul Chambas, Kostüme Domenika Kaesdorf, Musik Jürgen Knieper). Nach einer Vorlage von Sam Shepard erschien 1984 der Film Paris, Texas, der im selben Jahr in Cannes die Goldene Palme erhielt.
Erst nach einem langwierigen Streit mit dem Filmverlag der Autoren über die Verleihrechte, der auch vor Gericht ausgetragen wurde, kam der Film schließlich 1985 in die deutschen Kinos. Er war neben Der Himmel über Berlin (1987) einer von Wenders kommerziell erfolgreichsten Filmen. 1989 begann Wenders mit den Dreharbeiten zu seinem ambitionierten Science-Fiction-Projekt Bis ans Ende der Welt. Der Film war bereits seit 1977 in Planung und wurde nach anderthalbjährigen Dreharbeiten 1991 fertiggestellt. Die ursprüngliche 280-minütige Fassung wurde für den Kinostart gekürzt auf 180 Minuten bzw. 158 Minuten in den USA und erhielt nur mittelmäßige Kritiken. Auch mit seinen nachfolgenden Filmen, In weiter Ferne so Nah! (1993), Lisbon Story (1994), Am Ende der Gewalt (1997) und The Million Dollar Hotel (2000) konnte er nur teilweise an seine früheren Erfolge anknüpfen. Größere Beachtung fanden hingegen seine Musiker-Dokumentationen, zum Beispiel Willie Nelson at the Teatro (1998), Buena Vista Social Club (1999) und Viel passiert – Der BAP-Film (2002). Wenders, 2005Wim Wenders gilt als Freund der Düsseldorfer Rockband Die Toten Hosen. 1999 drehte er das Musikvideo zu Warum werde ich nicht satt für das Album Unsterblich. Seine Ehefrau Donata gestaltete 2002 das Cover des Albums Auswärtsspiel und machte 2005 die Fotos für das Unplugged Album Nur zu Besuch. 2004 beteiligte sich die Band am Soundtrack zu Land of Plenty mit dem exklusiven Lied Stand up!. Im Frühjahr 2007 drehte seine Nichte Hella Wenders eine Kurzdokumentation über einer Afrikareise einzelner Bandmitglieder. Im Juni 2007 kündigte er als Redner bei dem P8 Konzert die Gruppe an. Campino, der Sänger der Band, wird die Hauptrolle in Wenders neuem Film The Palermo Shooting spielen. Seit 2003 lehrt Wim Wenders an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg.[1] 2006 wurde Wim Wenders als erster Filmschaffender überhaupt Träger des Ordens Pour le Mérite. Wenders ist mit der Fotografin Donata Wenders verheiratet. Zuvor war der deutsche Regisseur mit den Schauspielerinnen Edda Köchl (1968–1974) und Ronee Blakley (1979–1981)verheiratet. Wenders' ältester und bester Freund ist der Schriftsteller Peter Handke.