Schmerz ist keineswegs allein etwas, das einem widerfährt, Schmerz wird vielfach bewusst erzeugt: Als Mittel der Bestrafung stellt Schmerz bis heute eine legitime Praxis der Kulturisation dar, als Schauspiel sind Schmerzhandlungen Kernereignis einer Vielzahl ästhetischer Darstellungen, deren Spektrum von der antiken Laokoon-Skulptur bis zum zeitgenössischen Horrorfilm reicht. Spätestens seit der in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts einsetzenden Laokoon-Debatte gewinnt aber auch die diskursive Bearbeitung der Möglichkeiten und Grenzen des Ausdrucks wie die Frage nach der Legitimität von Schmerzzufügungen Bedeutung weit über den engeren Kontext des Ästhetischen hinaus. In diesem Sinne sucht der vorliegende Band in einem Querschnitt vornehmlich durch die deutschsprachige Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts Schmerz nicht nur als Leiden des Einzelnen, sondern als einen generell wirksamen Kulturfaktor zu erfassen.
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https://verlag.koenigshausen-neumann.de/product/9783826038013-kulturfaktor-schmerz/Einführung in den Tagungsband
Peinliche Zeiten, im Allgemeinen und im Besonderen. Vorüberlegungen zum „Kulturfaktor Schmerz“
1. genealogia
Zur Funktion des Schmerzes in Lessings Laokoon
Über Marsyas, besonders bei Heiner Müller – H.-T. Lehmann: Sprachtheater. Zu Senecas Tod von Heiner Müller
Versehrt. Die Sprache des Schmerzes in der Dante-Rezeption nach dem Holocaust
2. visio
Schmerzempfindlichkeit und Körperwahrnehmung im Mittelalter
Clemens Brentanos Poetik des Schmerzes
Die Sprache des Schmerzes in E. T. A. Hoffmanns Texten
„Ich will ein Japaner werden.“ Heine und der Schmerz
3. meditatio
Gedankenwehen: Schmerz als dionysische Marter. Der Fall Nietzsche
Schmerz und Lust greifen im Selbstquälen aufs innigste ineinander.
Schmerz – Erinnerung – Löschung. Die Aporien kultureller Memoria in Kafkas Texten
„organloser Schmerz“
4. repraesentatio
Sinnlosigkeit des Schmerzes – eine philosophische Erfindung
„Pain has an element of blank”. Der Diskurs des Schmerzes bei Dickinson, Rilke, Hölderlin und Celan
Schwellenerfahrung. Die Darstellung des Schmerzes bei Walter Benjamin
Das Paradox des Schmerzes im Kontext der Bilderfahrung des Sakralen. Barnett Newman und Mark Rothko
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