2013 feiert das deutsch-sorbische Volkstheater in Bautzen drei Jubiläen: Vor 65 Jahren gründete sich das erste sorbische Berufstheater, das sorbische Volkstheater. Seit 50 Jahren existiert das deutsch-sorbische Volkstheater. Das dritte Jubiläum aber liegt 600 Jahre zurück und liest sich so:
„Am 5. Februar 1413 gab der Rector Scholae wie alle Jahre am Sonntage vor Dorothea mit Consens des Domstifts und Raths mitten auf dem Markte eine Comoedie de Passione S. Dorotheae. Als das Spiel fast über die Hälfte war und der vorwitzige Pöbel in grosser Menge bey dem Seigerthurme (.) auf der Gewandladen Ziegeldach gestiegen war, so brach es mit den Leuten ein, und stürzte ein Stück Ziegelmauer herunter, dass über 30 Personen erschlagen wurden (.). Viele waren sehr beschädigt, vile bleiben an Händen und Füssen lahm."
Bei intensiven Forschungen zur Geschichte des Theaters in Bautzen stieß Michael Lorenz, Schauspieler und Ehrenmitglied des deutsch-sorbischen Volkstheaters, auf diese Katastrophe. Durch sie ist urkundlich festgehalten, dass bereits vor 600 Jahren in Bautzen Theater gespielt wurde: Das Spiel von der Heiligen Dorothea war ein sogenanntes Märtyrermirakel, eine Heiligengeschichte vom Wunder der Standhaftigkeit im christlichen Glauben trotz grausamster Folter und Hinrichtung. Dieser sensationelle Fund war der Anlass für Michael Lorenz, in langjährigen Studien der Geschichte des Theaterspiels in Bautzen nachzugehen. Er zeichnet sie vor dem Hintergrund der politischen Entwicklungen in den Epochen von Reformation und Gegenreformation, der Zeit des Adels und des bürgerlichen Aufbruchs, der Gründerzeit bis hin zu Aporien des 20. Jahrhunderts. Entstanden ist ein fundierter Beitrag zur Theater- und Regionalgeschichte im äußersten Südosten unseres Landes.
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