MEDIATHEK

Die futuristische Oper „Sieg über die Sonne“ wurde am 3. Dezember 1913 im Lunapark-Theater in Sankt Petersburg uraufgeführt. Welimir Chlebnikow verfasste den Prolog, Alexej Krutschonych war für die Malerei zuständig.
Die Aufführung der Oper war mit konventionellem Theater in keiner Weise vergleichbar. Viele Passagen wirkten fragmentarisch, chaotisch oder absurd. Die meisten Darsteller waren Laien. Die professionellen Sänger sollten falsch singen, auch das Klavier - der Ersatz für das Orchester - war verstimmt. Die Bühne war wie ein klingendes dreidimensionales Bild mit beweglichen Elementen arrangiert.
[Vgl. Günther, Hubertus: Futuristisches Welttheater. Die Erstaufführung der futuristischen Oper ,Sieg über die Sonne‘ (Sankt Petersburg 1913). In: Welttheater, Mysterienspiel, Rituelles Theater. Gesammelte Vorträge des Salzburger Symposiums 1991. Hg. v. Peter Csobádi, Gernot Gruber u. a. Salzburg 1992.]

80 Jahre später haben die Komponisten Dieter Kaufmann und Sergej Dresnin eine Neuinterpretation des skurrilen Werks gewagt. Dabei ging es ihnen jedoch nicht um eine möglichst authentische Rekonstruktion der Sankt Petersburger Uraufführung, sondern vielmehr um eine Fortsetzung, um ein Weiterdenken in eben jener entgrenzten Fantasie, lustvollen Absurdität und verspielten Anarchie, die auch die damalige Inszenierung prägte
[Vgl. Freedman, John: Journey Back To the Futurists. In: The Moscow Times Review. 08.10.1993.]

Obwohl darauf nicht weiter eingegangen wird, scheint die Inszenierung mit biomechanischen Bewegungsprinzipien zu arbeiten. Zumindest einer der Schauspieler scheint darin geschult.