INTERNATIONALES THEATERINSTITUT / MIME CENTRUM BERLIN

MEDIATHEK

FÜR TANZ

UND THEATER

MCB-SV-3688

Loriot - Deutschland, Deine Künstler

Beschreibung

Er gilt als Feingeist unter den deutschen Humoristen. Als Autor, Regisseur, Schauspieler und Karikaturist ist der inzwischen 85-Jährige eine der populärsten deutschen Künstlerpersönlichkeiten. "Versehentlich bin ich nicht zum amerikanischen Präsidenten gewählt worden", sagte Vicco von Bülow bei einem seiner selten gewordenen Auftritte im Berliner Filmmuseum anlässlich der Eröffnung einer Ausstellung über sein Lebenswerk. Diese Aussage eines Mannes, dessen Künstlername "Loriot" im gesamten deutschsprachigen Raum ein Schmunzeln hervorruft, zeigt nicht nur, dass er sich bis ins hohe Alter seine Selbstironie bewahrt hat.

Warum ist dieser Mann, dessen künstlerisches Schaffen während der 70-er und 80-er Jahre seinen Höhepunkt erreicht hatte, bis heute bei allen Generationen so beliebt? Weil sein Humor so "liebevoll" und "fein-geistig" ist, behaupten viele. Diese Umschreibung reicht jedoch für das, was er mit seiner Komik auch gesellschaftlich verändert hat, bei weitem nicht aus.

Loriot alias Vicco von Bülow
Vicco von Bülow, der Mann hinter der Kunstfigur "Loriot", hält uns unsere menschliche Unzulänglichkeit vor Augen: unsere Unfähigkeit miteinander zu kommunizieren. Er hat das Verhalten von Politikern und anderen Machtmenschen entlarvt und kleinbürgerliche Ordnungsprinzipien ad absurdum geführt. Dies alles auf so eine geschickte und feinsinnige Art, die ihm nie jemand übel nehmen konnte.

Woher kommt dieser distanzierte Blick auf die Welt? Wer ist dieser Mensch, der sich hinter dem größten Markenzeichen der deutschen Komik verbirgt? Bisher hat er die eigene Geschichtsschreibung immer selbst in die Hand genommen. Sein allgemein bekannter Perfektionismus begrenzte sich nicht nur auf die eigene Arbeit als Autor und Regisseur. Auch seine Darstellung in den Medien hat Vicco von Bülow immer selbst inszeniert. Er wollte die eigene Biografie nie brav eingeordnet sehen. Schon gar nicht von Journalisten, die ein Künstlerleben und damit auch einen Teil der Kunst gerne "erklärbar" machen. So hat er schon in seinen Geburtstagssendungen sehr viel über sich und sein Leben preisgegeben und alle Spekulationen vorweggenommen. Dies jedoch immer ohne Pathos und ironisch überhöht. Schon in den 70-er Jahren hat er sich über so genannte "Künstlerportraits" lustig gemacht und einfach selbst einen Film über seinen Alltag als Zeichner gedreht.

So lehnte er die Anfrage, sich für diese Dokumentation portraitieren zu lassen, erst mal ab. Abgesehen davon, dass er schon seit vielen Jahren keine Interviews mehr gibt, und es dann aber doch ein paar "letzte Interviews mit Loriot" gab, findet er eigentlich, dass alles gesagt ist.

Dann ließ er sich doch noch einmal zu einem Gespräch für diesen Film überreden. Er wollte jedoch kein Kamerateam im Haus haben (die ihre Kabel und Lampen überall verstreuen...") und bat seinen engsten Freund und Mitarbeiter, den Regisseur Stefan Lukschy, das Gespräch mit der Radio- Bremen-Autorin Claudia Müller aufzuzeichnen.

Im Mittelpunkt dieses Interviews stehen die Ereignisse, die ihn und damit auch sein Werk geprägt haben. Mit bewegender Offenheit gibt er Auskunft über den frühen Tod seiner Mutter und das Aufwachsen bei seiner Großmutter.

Zu Wort kommen in dem Film auch enge Vertraute von Vicco von Bülow, die viele Jahre mit ihm zusammen gearbeitet haben. Sein langjähriger Redakteur bei Radio Bremen, wo seine bekanntesten Sketche entstanden: Jürgen Breest.

Sein früherer Regieassistent, der heutige Regisseur Stefan Lukschy, die Schauspieler Rudolf Kowalski, Heinz Meier und auch die bereits verstorbene Evelyn Hamann geben offen Auskunft über die Zusammenarbeit mit dem "großen Meister".

Nur ein Fan und der wahrscheinlich zweit beliebteste Komiker Deutschlands, Hape Kerkeling, darf den Humor, der ihn nicht nur geprägt sondern auch selbst dazu gebracht hat Komiker zu werden, kommentieren.

Im Keller des Radio-Bremen-Archivs fanden sich noch einige Schätze, wie "Backstage"-Aufzeichnungen seiner Sendungen zum 65. und zum 80. Geburtstag, die bisher noch nie gezeigt wurden. Und private Super-8-Filme zeigen seinen Alltag im Kreise seiner Familie und mit zahlreichen Tieren in seinem Haus am Starnberger See in den 70-er Jahren.

"Was unterscheidet einen Künstler von einem Karikaturisten?" fragte Loriot sein Publikum am Ende seiner Eröffnungsrede zur Ausstellung über sein Lebenswerk: "Der Künstler schneidet sich ein Ohr ab, der Karikaturist nicht." Damit ist eigentlich alles zu seiner Selbstdefinition gesagt. Wir wissen, dass Loriot ein großer Künstler ist. Aus diesem Grund ist er in dieser Reihe unverzichtbar.

www.radiobremen.de
Regie
Darsteller
Standorte
MCB
Reihe
Aufnahmedatum
Mittwoch, 31. Dezember 2008
Land
DE
Kamera
Benno Soukup, Christoph Lerch, Stefan Lukschy
Länge
42 min
Schlagworte