INTERNATIONALES THEATERINSTITUT / MIME CENTRUM BERLIN

MEDIATHEK

FÜR TANZ

UND THEATER

MCB-DV-9714

BEING PINK AIN'T EASY

Autorenschaft
Beschreibung

Pink people wanna know if other pink people like hip-hop
how can it still be hip-hop?
That's like asking, if black people like
Dirty Harry is he still Clint Eastwood?
What is Hip Hop?
Greg Tate


2002 trug der Rapper Cam'ron im Musikvideo zu Hey Ma ein rosafarbenes Bandana unter einem rosa abgesetzten Cap, passend zum rosa Velours-Tracksuit. Die US-Rap-Welt, sonst von performativer Hypermaskulinität durchtränkt, kam nun weich, plüschig und pink daher. Dieser Trend erreichte schnell die Laufstege europäischer Metropolen, hatten doch Afro-Amerikanische Rapper, die rassifizierte Zuschreibungen von Heterosexualität, Hypermaskulinität und Aggressivität perfekt verkörperten, bewiesen, dass die feminin vergeschlechtlichte Farbe ihrem Image nicht schaden konnte. Dieser medial-historische Moment ist der Ausgangspunkt für das choreografische Solo BEING PINK AIN'T EASY, das die Fragilität und Machtmechanismen sichtbar macht, die sozialen Konstruktionen zu Grunde liegen. Die Arbeit ist eine Auseinandersetzung mit dem unstillbaren weißen Begehren nach Schwarzen Ausdrucksformen. Denn neben der Musik liefern uns Künstler_innen ihre Körperlichkeit als konsumierbare Konzepte zur Konstruktion des eigenen Selbst. Kapitalistische Vermarktungslogiken machen Schwarze Ästhetiken zu einer für jede_n verfügbaren performativen Maske. In Everything but the Burden – What white People are taking from Black Culture (2003) beschreibt Greg Tate Hip Hop auch als das ästhetische Nebenprodukt der amerikanischen Dream-Maschinerie, des Konsumkapitalismus und der unterschwelligen Verführung. Weiterführend stellt Tate fest, dass somit die Figur des White N*, des Wigga oder Wangsta in einer langen Traditionslinie mit US-amerikanischen avantgardistischen Künstler_innen der 20er und 30er steht. Deren spätere und präziseste Ausformulierung wird durch die Kunstfigur Eminem verkörpert. BEING PINK AIN'T EASY verweist auf Hautfarbe als Konstruktion, die Weiß-Sein als machtwirksamstes Symbol gesetzt hat und durch seine Nicht-Benennung als solches vermeintlich neutral daherkommt. Die Bühnenfigur, der White N*, erfährt in diesem Stück eine Hyper-Markierung: Sein Pink-Sein nicht von sich weisen könnend, ist er mit der schwer aushaltbaren Tatsache konfrontiert, Profiteur der weißen Matrix zu sein. BEING PINK AIN'T EASY sucht nach den Ambivalenzen, die zwischen den Abwehrmechanismen wie "white fragility" (Robin DiAngelo) und Formen kultureller Aneignung verwoben sind.



// Credits //

CHOREOGRAFIE: Joana Tischkau
PERFORMANCE: Rudi Natterer
SOUND DESIGN: Frieder Blume
DRAMATURGIE UND KÜNSTLERISCHE MITARBEIT: Nuray Demir, Elisabeth Hampe
KOSTÜM: Nadine Bakota
BÜHNE: Inga Danysz
LICHT: Juri Rendler
PRODUKTIONSLEITUNG: Lisa Gehring

Eine Produktion von Joana Tischkau in Koproduktion mit SOPHIENSÆLE, Münchner Kammerspiele und Künstlerhaus Mousonturm im Rahmen der Tanzplattform Rhein-Main.
Die Tanzplattform Rhein-Main, ein Projekt von Künstlerhaus Mousonturm und Hessischem Staatsballett, wird ermöglicht durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain und gefördert vom Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main, dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst und der Stiftungsallianz [Aventis Foundation, BHF BANK Stiftung, Crespo Foundation, Dr. Marschner-Stiftung, Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main]. Gefördert durch das Kulturamt der Stadt Frankfurt. Unterstützt durch das NATIONALE PERFORMANCE NETZ Koproduktionsförderung Tanz, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

After Europe ist ein Festival der SOPHIENSÆLE,
Kurator: Julian Warner
Das Festival wird gefördert durch die Senatsv



// Autor //

JOANA TISCHKAU tanzt. Eine der ersten Erinnerungen daran ist der Moment, bei dem sie zu Kaomas Hit Lambada von 1989 auf einer Kindergeburtstagsparty abdancte. Diese Erfahrung bewegte sie dazu, sich bei der Tanzschule nebenan für Jazzdance, Hip Hop und Videoclip Dancing anzumelden. Später studierte sie Tanz und Schauspiel an der Coventry University in Großbritannien sowie Choreografie und Performance am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen. Ihre künstlerische Praxis ist ein hybrides Durcheinander, welches die Schriften von bell hooks auf beatboxing treffen lässt, in der ein Fitness Workout aus weißem Bewegungsmaterial entsteht und Roberto Blanco als König Schwarzer Deutscher Unterhaltungskunst gehuldigt wird. Ihre Master-Abschlussinszenierung PLAYBLACK ist eine Kopie der von Mareijke Amado moderierten Mini Playback Show und bildete den konzeptuellen Nährboden für BEING PINK AIN'T EASY.



[efr]

[Abendzettel]
Choreographie
Dramaturgie
Darsteller
Bühnenbild
Kostüm
Musik
Licht
Standorte
MCB
Reihe
Aufnahmedatum
Samstag, 12. Oktober 2019
Orte
Stadt
Berlin
Land
DE
Kamera
Walter Bickmann
Länge
60 min