INTERNATIONALES THEATERINSTITUT / MIME CENTRUM BERLIN

MEDIATHEK

FÜR TANZ

UND THEATER

MCB-DV-7967

Red, coffee and fog

Beschreibung

Performer beobachten Bildschirme. Sie sind süchtig. "Twin Peaks" ist da, doch durch Zeit verschleiert. Das Gedächtnis wählt, an was wir uns erinnern wollen und dies oft aus nicht erklärbaren Gründen. Ein vergangenes Ereignis kann durch unser Gedächtnis auf ein Gefühl, einen Geruch, ein Bild, einen Ton oder eine Farbe reduziert worden sein. Eine Erinnerung kann auch ein sehr starkes Gefühl abstrakter "Überreste" im Gedächtnis sein. Im Stück sind es nur die Darsteller, die die eigentlichen Bilder sehen. Diese Bilder sind reduziert, wie aus einem "fernen" Gedächtnis, und für das Publikum reduziert durch die räumliche "Entfernung". Die amerikanische Serie "Twin Peaks" von David Lynch und Mark Frost aus dem Jahre 1990 beeinflusste damals wesentlich die damalige Filmwelt, aber vor allem auch das Fernsehprogramm. Was ist die Macht einer TV-Serie, und was kann uns so süchtig danach machen? "Twin Peaks" hat viele Antworten auf diese Fragen, aber die Interessanteste für dieses Projekt ist die absichtliche "Verschleierung" der Tatsachen oder das "Verwischen der Spuren". Selbst nichtige Dinge werden dadurch plötzlich übermäßig wichtig für die Handlung. Von Staffel zu Staffel werden die Episoden immer intensiver aber auch verwirrender. Im Französischen heisst es "brouiller les pistes" (Spuren verwischen). Das Wort "brouiller" hat den selben Ursprung wie "brouillard" und ist zu deutsch "Nebel". "Brouillard" wird andererseits aber auch zu dem, was wir unklar nennen oder was kondensiert und unlesbar ist. Die Bearbeitung der Videos und der Choreografie sind ähnlich: Sie beeinflussen sich und sind abhängig voneinander, dabei jedoch keineswegs nur Kopie oder Entsprechung. Die rätselhaften Bewegungen der Tänzer sind obsessiv und dabei unergründlich. Wie können wir Bilder als physische Impulse im choreografischen Raum empfangen anstatt im Stuhl sitzend emotional von ihnen berührt zu werden? Die Darsteller sind süchtig nach dem Bildschirm, es ist ihre Nahrung! Sie sind jederzeit bereit, aber nur ein Element bewegt sie, der Rest des Bildes ist verschwommen. Der undurchsichtige Nebel verschleiert die Landschaft, nur das rote Licht kann uns noch (hindurch) führen. [Quelle: http://tanzforumberlin.de/883.php ] msb

Choreographie
Darsteller
Nina Berclaz, Esther Manon Siddiquie, Klaus Bitto
Standorte
MCB
Reihe
Aufnahmedatum
Sonntag, 10. April 2016
Orte
Stadt
Berlin
Land
DE
Kamera
Walter Bickmann
Länge
23 min